Ein lausiger Anfang

Um meinem Vater in seinen 6 Wochen bei uns noch ein bisschen Western Australia Abenteuer zu bieten, hatten wir uns ja mächtig beeilt Auto und Camping Equipment zusammen zu tragen. Und dann war es endlich so weit. Unser erster Camping Ausflug ging in den Norden nach Cervantes. Ein bisschen mehr als 2 Stunden entfernt, quasi noch im Speckgürtel Perths. Trotzdem hatte ich 20 km außerhalb von Perth kein Handyempfang mehr.

Die Landschaft ließ uns alle sprachlos. So eine Weite habe ich noch nicht gesehen. Land, soweit das Auge reicht, der Himmel über uns, das Meer in der Ferne und die Straße vor uns. Sonst keine Menschenseele. Dafür in regelmäßigen Abständen Hinweisschilder auf Deutsch, Französisch und Chinesisch, dass Linksfahrgebot besteht. Da es nur sehr selten Gegenverkehr gibt kann man das recht schnell vergessen. Schlecht, wenn der Unfallschutz nur im Umkreis von 100 km einer Stadt greift.

Gerade diese Landschaft, die Weite, die Ruhe weckt unsere Neugier. Die Lust am Reisen. Wer keine Lust auf Touristen hat, hat in Westaustralien sein Paradies gefunden.

Nach ca 2 Stunden kamen wir bei unserem Ziel an, ein kleiner Campingplatz am Meer mit Pool. Für den Folgetag hatten wir einen Ausflug zu den Pinnacles, einer beeindruckenden Landschaft mit interessanten Steinformationen, geplant. Um das ganze Ambiente des Outback authentisch zu machen, war am folgenden Morgen der Strom ausgefallen, für den gesamten Landstrich. Wir wollten gerade zu unserem Ausflugsziel losfahren, da entdeckte ich beim Blick in den Spiegel ein wenige Millimeter großes, silbrig schimmerndes Tier in meinem Haar. Bei näherer Betrachtung nicht nur eines. Schnell waren auch die Köpfe der restlichen Familienmitglieder gecheckt. Wir hatten zum ersten Mal Läuse. Alle, bis auf den Opa. Anstatt schöne Steine anzugucken fuhren wir zur einzigen Apotheke im Ort und kauften die letzten beiden Lausmittel. Wir zogen die Betten ab, sowie alle anderen Textilien und marschierten zur Waschküche, die im Waschhaus genau in der Mitte des Campingplatzes lag, zwischen den Damen- und Herrenwaschäumen. Da standen wir nun, mit dem Lausmittel und Waschpulver in der dunklen Waschküche. Und mir fiel wieder ein was mich bereits in der dunklen Apotheke gestört hatte. Ohne Strom, keine saubere Wäsche. Da es trotzdem der einzige Raum mit einigermaßem großem Fenster und somit Licht war, konnte uns nun der ganze Campingplatz dabei zusehen, wie wir die Lausmittel an einander ausprobierten. Ich hätte im Erdboden versinken können.

Zum Glück sprang dann der Strom wieder an, sodass wir unseren Ausflug nicht abbrechen mussten. Dafür fuhren wir zwei Tage später mit ungewöhnlich wenig Schmutzwäsche wieder nach Hause.

Da wir eine Woche später nun bereits wieder auf einem Camping Roadtrip sind, verlief die zweite Entlausungskur auf einem Campingplatz richtig routiniert ab. Mittlerweile sind wir wieder Laus und Nissenfrei.

Der zweite Ausflug führt uns in den Süden nach Bremer Bay. Die erste Nacht hatten wir in Hyden am Wave Rock verbracht. Da wir erst spät aus Perth ankamen, spazierten wir erst nach dem Abendessen zur berühmten Steinwelle, und konnten beobachten wie immer mehr Sterne am Himmel auftauchten. Ohne die Lichtverschmutzung von Großstädten erscheint der ganze Himmel zu funkeln und zu glänzen. Ich kann es kaum abwarten in den nächsten australischen Outback Nachthimmel zu schauen und zu staunen.

Auch wenn der Anfang sich lausiger gestaltete als gedacht. Camping australischer Art; Ich bin mir sicher, dass ich mich für dieses australische Nationalhobby begeistern lassen kann.


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