Seit dem letzten Blogeintrag ist viel passiert. Daher habe ich, muss ich zugeben, bei dem bloßen Gedanken zu Schreiben den Laptop direkt wieder zugeklappt.
Just in diesem Augenblick bin ich sowieso verdammt die Füße still zu halten, so kann ich mich endlich dieser Aufgabe widmen. Ich sitze im Schneidersitz auf dem Beifahrersitz unseres Landcruiser Prados, vor mir wippt die Antenne auf der Bullbar ( der deutsche Name dafür ist Kuhfänger…und wie ich finde etwas verfänglich im Namen, denn eigentlich jagen wir keine Kühe) und wir habe noch 5 Stunden Autofahrt durchs Nirgendland vor uns. Seit ca 30 Minuten ist kein Auto an uns vorbeigekommen und die Straße dehnt sich unter der Sonne bis zum Horizont.
Ja, wir besitzen seit Dezember ein Sechszylinder Auto, so ein großes Ding, mit 4-Wheel-Drive und Allrad, zwei Tanks ( à 90 l), Funkantenne ( im Outback ist Schluss mit Handyempfang) und Dach Zelt. Der ursprüngliche Plan war eigentlich im Januar gepflegt in den Sommerurlaub nach Neuseeland zu fliegen und dort einen Mietwagen zu nehmen. Wenn man mal in dieser Gegen des Globus steckt… Die Flüge waren bereits gebucht, der Lonely Planet Reiseführer gekauft. Wir wären nicht Philip und Miriam, wenn wir uns nicht kurzerhand im November nach ausgiebiger Routenplanung umentschieden hätten. Alle Unternehmungen waren für die Kinder entweder zu kalt, zu hoch, zu lang, zu weit. Der neue Plan lag auf der Hand, denn Aussie-style Camping geht und Western Australia hat landschaftlich wahnsinnig viel zu bieten; auch wenn der Flug nach Neuseeland wahrscheinlich ökologischer gewesen wäre als der Verbrauch unsers neuen Fahrzeugs.
Somit hatte endlich Philip den Freischein seiner Lieblingsfreizeitbeschäftigung nachzugehen und nach Jeeps zu gucken und Probe zu fahren. Nach einigen Probefahren hatte Philip das Auto gefunden, das uns nun zukünftig durchs Land bringen soll.
Zeitgleich landete unser aller erster Besucher, pünktlich zu Beginn der Sommerferien Mitte Dezember. Mein Vater hatte den Weg über Frankfurt und Dubai zu uns auf sich genommen und beschlossen für sechs Wochen in unser kleines Gästehaus in unserem Garten einzuziehen. Zunächst kam noch keine Weihnachtsstimmung auf. Schwierig auch bei über 30 Grad. Wir haben trotzdem Plätzchen gebacken, Lebenkuchenhäuser verziert und uns das Nussknacker Ballett angesehen. Spätestens dann am 24. Dezember als Philip mit dem Schwiegervater und den Kindern zum deutschen Familiengottesdienst geschickt wurde, damit ich das Weihnachtsessen richten und dem Christkind die Türe öffnen konnte, fühlte es sich tatsächlich nach Weihnachten an.
Neujahr war heiß. Fast 40 Grad lassen auch eine Stadt wie Perth langsam werden. So versteckten wir uns zuhause bis es Zeit war zum Abendpicknick in den King Park zu fahren, um von dort mit herrlichem Blick auf das Hochhauspanorama des Stadtzentrums und den Fluss das Feuerwerk um 20:30Uhr für Familien bei mittlerweile 30 Grad anzusehen. Privatfeuerwerk ist nicht erlaubt und so sponsorte das Mining and Petrol Department mehrere professionell organisierte Feuerwerke an verschiedenen Orten der Stadt.
Nach den Feiertagen widmeten wir uns weiter eifrig der Anschaffung von Camping Utensilien; quasi ein zweiter Hausstand: Betten, Matratzen, Stühle, Tische, Geschirr etc. Da Camping hier nach Cricket Nationalsport ist, ist die Auswahlmöglichkeit fürs freizeitliche Freiluftleben schier unbegrenzt. Im Rahmen der Vorbereitung fiel mir auf, dass ich nach 3 Monaten meinen Führerschein gegen einen australischen hätte umtauschen müssen. Diesen Behördengang werde ich nicht vergessen. Um eines vorneweg zu nehmen: Ich vermisse mein pingeliges, akurates Hamburg Amt Hamburg Nord. Ohne Onlineterminvereinbarung – kein Service. Zu spät kommen, eine Todsünde. Die Behörden hier pflegen eher eine Wildwestmanier: wer zuerst kommt, malt zu erst. Die Führerscheinstelle war bereits voll und chaotisch, als ich sie betrat. Aber immerhin, nach 60Minuten Wartezeit wurde meine Nummer aufgerufen und ich konnte zum Schalter. Gerade als ich meine Deutschen Führerschein samt Übersetzung vorlegte, beugte sich eine junge Frau über den Mülleimer neben mir und erbrach, und zwar bis zum Ende meines Termins. Dementsprechend ist das Foto auf meinem australischen Führerschein ausgefallen. Stolz war ich trotzdem, als ich den Brief mit dem Führerscheinkärtchen aus dem Briefkasten fischte. Mein erstes australisches Ausweisdokument. Adios, sperriger deutscher internationaler (nicht anerkannter) Führerschein! See ya!
Wir wünschen natürlich allen Lesern ein gutes, abenteuerliches Jahr 2025.
Es ist einmalig und nicht wiederholbar, und jeden Tag neu gestaltbar.

