Mit dem Uber-Taxi ging es dann im Linksverkehr in strömendem Regen in die Airbnb Wohnung im Zentrum der Stadt. Kaum waren wir dort gegen 20Uhr angekommen, verriet uns Google, dass wir tatsächlich nicht mehr in Hamburg waren. Das nächste Restaurant, so wie auch alle anderen Restaurants der Stadt, schloss seine Küche um 21Uhr und der Supermarkt, war ebenfalls dabei bald zu schließen. Damit wir überhaupt noch was zu essen bekamen legten wir ein Supermarktsprint ein, und schlitterten mit vollen Tüten als aller letzte Kunden aus dem Geschäft.
Der nächste Morgen begann noch völlig im Jetleg, damit, dass wir beinahe den Übergabetermin unseres Miethauses verschlafen hätten. Ca 20 Minuten nördlich vom Stadtzentrum entfernt, hatten wir bereits vor Reiseantritt über eine Relocation Agentur, die sich auf die Wohnungsvermittlung von hauptsächlich umzugsfreudigen Europäern spezialisiert hatte, unser australisches Zuhause gefunden. Einen anderen Weg, zumal aufgrund der Kinder, z.B. wechselnde Airbnb Wohnungen, für unsere Zeit hier nicht in Frage kam. Anders als in Deutschland bestimmen die Referenzen der Bewerber z.B. für Mietobjekte, deren Glaubwürdigkeit. Da wir keine australische Mietvorgeschichte oder Referenzen nachweisen konnten, bürgte nun also diese Agentur für uns und übernahm die Besichtung der Immobilie. Trotzdem waren wir , und vorallem die Sekretariate unserer Kliniken in Deutschland, etwas überrumpelt, als sich zusätzlich und ohne Vorwarnung tatsächlich die australische Hausverwaltung meldete und für unsere Bruttojahreseinkommen interessierte.
Um auf unser neues Zuhause zurück zu kommen: gebaut 1948, einstöckig, mit schönem doch etwas verwahrlosten Garten und Hochbeeten, Toilette in der Waschküche mit geteiltem (siehe Foto) Toilettenfenster ( vorallem weil es hier im Winter wirklich kalt wird). Die Sinnhaftigkeit ist mir bis heute ein Rätsel. Inzwischen ist es mit einer Plexiglasplatte in Eigenarbeit verschlossen worden. Die Tesaspuren am Fensterrahmen erzählten von vorherigen Versuchen das Fenster zu vervollständigen.
Um den ersten Schreck zu verdauen fuhren wir zunächst einmal dahin, wo sich früher oder später jeder Hobbyinnenarchitekt in Eigensache wiederfindet: bei Ikea. Wenn geteiltes Toilettenfester für das restliche Jahr, dann bitte mit einem Hemnes Bett und einem Kallaxregal. Um dann wiederrum im Ikea festzustellen, dass es eben nicht überall 80 x 80 cm Kopfkissen gibt und ein Singlebett hier eben nur 189cm lang ist .
Da wir zugebenermaßen in Hamburg äußerst bequem in einer Vierzimmer-in-jedem-Raum-Fussbodenheizung wohnten und mit neuerster Isoliertechnik kaum Heizen brauchten, war der Schreck über die hießen Wohngewohnheiten groß und hielt ( immer ) noch ein bisschen an. Am ersten Abend in unserem „neuen“ Zuhause half eine halbe Flasche Wein über diesen Umbruch und die kalten Füße. Inzwischen kenn ich mich mit Ölheizungen und Split-Heating-Systems aus.
Die restlichen zwei Wochen waren wir mit kurzer Zoo-Unterbrechung damit beschäftigt, die hießigen Einkaufszentren und Möbelläden abzulaufen. Da wir eingemachte Ebaykleinanzeigenfreunde sind, haben wir zur großen Freude die hießigen Secondhand und Privatverkauf Facebookgruppen studiert. Überrascht hat uns jedoch wie teuer selbst gebrauchte Fahrräder sind. Den Fahrradständer vor Maschas Kita suche ich immer noch und radel dafür an den schlangestehenden SUVs bei der morgendlichen Kita und Grundschultour vorbei. Und ganz in Hamburger Manier: natürlich auch im Regen!