So richtig lässt sich der Zeitpunkt gar nicht festlegen. Denn von dem Gedankenspiel ein Auslandsjahr als Familie zu verbringen bis zu dem Augenblick in dem wir tatsächlich anfingen die Koffer zu packen ist vieles passiert. Vor allem in uns selbst. Um eines vorwegzunehmen, wir waren weder unglücklich noch unzufrieden in Hamburg. Im Gegenteil, wir hatten es uns eigentlich sehr gemütlich gemacht. Vielleicht ein bisschen zu sehr, so sehr, dass wir das Gefühl bekamen, dass es ein bisschen unbequem werden darf. Sicherlich muss man dafür nicht direkt die Umzugskisten auspacken und das Land verlassen um Neues auszuprobieren. Zumindest sagten uns das die langen Gesichter unserer Eltern beim Weihnachtsessen vor gut einem halben Jahr auf die Nachricht hin, dass wir auswandern wollen. Zumindest ein bisschen auswandern, oder Probe-auswandern. Aber Reisen, Sprachen und Leben mit leichtem Gepäck waren immer ein Lebensgefühl, das Philip und mich verbunden hat.
Als Schnitt für den Beginn unseres Abenteuers kann man sicherlich einen der Abende nehmen, in denen wir wiederholt Kassensturz für einen Kredit für ein Eigenheim in Hamburg machten. Egal wie wir es drehten, unterm Strich erschienen uns die Kosten unproportional. Kontinuität, Stabilität und Sicherheit sind Eigenschaften, die wir sehr schätzen und gerne leben und alles andere als Spießig finden , aber wir sind praktisch veranlagt und neigen nicht dazu verbissen, koste es was es wolle, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen. So stellte sich die Frage, was wäre denn eine Alternative ?
Weiter machen und riskieren unzufrieden zu werden, Abstriche in den eigenen Erwartungen und Ansprüchen an unser Leben? Oder alle Eigenheimpläne fürs erste über Bord zu werfen und uns weiter umzusehen? Wir entschieden uns fürs letztere.
Zunächst zögerlich. Wer konnte schon ahnen, dass eine Bewerbung im Ausland tatsächlich mit einem Angebot quittiert wurde. Und schließlich waren da auch die Familien, die zugegeben keine Freudentänze aufführten bei der Aussicht lange Reisen auf sich zu nehmen uns zu besuchen. Erschrocken über so viel Mut und Unwillen in der Familie schlugen wir das erste Angebot wieder aus. Die Reue dieser Absage stellte sich umgehend ein. Das einzig Gute daran war die bereits gerichtete Bewerbungsmappe, die nach wenigen Tagen den Weg nach Australien fand. Nach etwas Anlaufzeit und nettem Videocall Interview lief der Zirkus für die Visabewerbung, die Anerkennung Philips Uniabschlusses und Anerkennung der seitdem erarbeiteten Zeugnisse an (ein separater Eintrag zu speziell diesem Thema folgt). Zwischen Sprachtest, Übersetzungsbüros und notariellen Beglaubigungen stellten sich unzählige Abende mit der wiederkehrenden Frage “ sollen wir DAS wirklich tun?“ in Kombination mit “ was könnte alles schief gehen?“ ein. Wer hätte gedacht, dass wir so schnell so ängstlich werden. Haben wir nicht eben erst im Ausland studiert und gelebt? Woher diese Zögerlichkeit ?
Im Prinzip bestärkte es mich in der Annahme, dass wir dringend etwas gegen diese Ängstlichkeit unternehmen müssen.
Zu guter Letzt mussten wir uns , insbesondere als es an der Zeit war uns von unseren Hamburger Freunden zu verabschieden, den vertrauten Weg zur Kita, in die Kliniken und Feuerwehrwachen eingestehen, dass wir ordentliche Wurzeln in den vergangenen acht Jahren Hamburg geschlagen hatten. Der Abschied schmerzt, auch wenn wir wissen, dass es nicht für immer sein muss/ sein wird.